Jahrhundertelang waren Schwalben für uns ganz selbstverständliche Mitbewohner – nicht nur in unseren Dörfern und auf Bauernhöfen, sondern auch in unseren Städten. Heute finden sie leider immer seltener geeignete Nistmöglichkeiten und auch das Nahrungsangebot wird knapp.
Daher ist es notwendig, dass wir alles Mögliche ins Auge fassen, um diesen Vögeln zu helfen. Der NABU hat mit der Aktion "Schwalben Willkommen" eine initiative ins Leben gerufen, welche dieses Unterfangen unterstützt. Und auch der NABU Ilm-Kreis beteiligt sich an dieser Initiative.
Als Kulturfolger haben sich Mehl- und Rauchschwalben an eine vom Menschen geprägte Umgebung angepasst. Doch trotz ihrer Anpassung gehen die Schwalbenbestände seit Jahren zurück. Intensive Landwirtschaft, fortschreitende Versiegelung der Landschaft, schwalbenunfreundliche Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden und Beseitigung von Nestern machen ihnen das Leben schwer. Mangel an geeignetem Nestbaumaterial, fehlende Nistplätze und unzureichendes Nahrungsangebot sind die Folgen.
Um Mehl- und Rauchschwalben zu helfen und diejenigen zu unterstützen, die Schwalbennester an ihren Häusern dulden, zeichnet der NABU die Besitzer der Häuser auch gern aus. Mit einer Plakette für schwalbenfreundliche Gebäude und einer Urkunde für deren Besitzer will der NABU Menschen dafür danken, dass Sie sich für den Schwalbenschutz einsetzen. Im Ilm-Kreis wurden bisher sechs Gebäude in Bösleben, Heyda, Ilmenau, Martinroda, Thörey und Wüllersleben als schwalbenfreundlich ausgezeichnet.
Haben auch Sie ein schwalbenfreundliches Haus?
Sehr gern können Sie sich dafür bewerben. Details dazu gibt es hier.
Foto: NABU Ilm-Kreis
Im Wohngebiet „Im kleinen Felde“ in Plaue hat sich seit dessen Erschließung Mitte der 90er Jahre eine Mehlschwalbenkolonie mit ca. 20 bis 30 Brutpaaren entwickelt.
Leider bestand bei den Hausbesitzern keine ausreichende Akzeptanz für die Besiedlung der Dachansätze der Häuser durch Mehlschwalben. Deshalb wurde durch den NABU Ilm-Kkreis als Angebot
alternativer Nistmöglichkeiten im Jahr 2009 ein Schwalbenhaus in der Nähe bereits bestehender Nester errichtet.
Das Schwalbenhaus mit seiner sechseckigen Dachform passt sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. Es wurde auf einem 5 Meter hohen Mast montiert und mit 20
Kunstnestern ausgestattet. Daneben ist an den rau verputzten Wandflächen auch noch Raum für den natürlichen Nestbau. Hierfür wurden im benachbarten Regenrückhaltebecken Lehmpfützen angelegt. Der
Innenraum des Schwalbenhauses wurde nicht verschlossen, so kann es auch von Fledermäusen und Insekten angenommen werden. Eine Tafel vor dem Schwalbenhaus informiert über Lebensweise und
Gefährdung der Mehlschwalben.
Die feierliche Einweihung des Schwalbenhauses erfolgte am 10. Juli 2009 mit Vertretern der Stadt Plaue und des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Obere Gera“ als
Grundstückseigentümer und Nutzer, der Unteren Naturschutzbehörde, den beteiligten Firmen und Mitgliedern des NABU Ilm-Kreis. Über die Einweihung des Schwalbenhauses wurde in der „Thüringer
Allgemeinen“ berichtet.
Der Bau des Schwalbenhauses wurde mit Fördermitteln des Landes Thüringen und der Europäischen Union unterstützt.
Über die Jahre müssen wir leider feststellen, dass die Mehlschwalbenkolonie sichtbar schwindet. Die Zahlen der Brutpaare aus den 90ern werden nicht ansatzweise mehr erreicht.
Die Gründe zum Rückgang der Schwalbenbestände sind bekannt. Es gibt noch vereinzelte Nester mit Bruten an den Häusern im Wohngebiet. Das Schwalbenhaus wurde daher von den Schwalben nicht besiedelt. Allerdings konnten wir Amseln und Rotschwänze beobachten, die im Inneren Ihre Nester gebaut haben. Daher war die Mühe doch nicht ganz umsonst.